Martin Bogren. Lowlands

Vor einiger Zeit wurde am Hamburger Schauspielhaus Rocko Schamonis “Dorfpunks“ aufgeführt, die Geschichte eines Heranwachsenden in der Provinz. Der Schlusschor stimmte darin ein Lied mit folgender Zeile an: „Du trägst dein Dorf immer mit dir rum.“ An die Zeile muss ich denken, als ich durch das schön gestaltete „Lowlands“ von Martin Bogren blättere. Darin beschreibt der Fotograf eine Episode, als er an den Ort seiner Jugend zurückkehrt. Er steht auf dem Dach seines Autos und macht Fotos von den Spuren exzessiver Burn-Outs auf einem Parkplatz. Das abgeriebene Gummi von durchdrehenden Reifen bildet kalligraphische Zeichen auf dem Asphalt. Ein kleiner Junge kommt mit dem Rad vorbei. „Cooler Burn. Von dir?“ Weiterlesen

David Alan Harvey. (Based on a true story).

Bereits der Titel treibt ein subversives Spiel mit den Erwartungen des Benutzers. Die Behauptung der Wahrheit – diese dann allerdings nur in Klammern gesetzt. David Alan Harvey, der 1944 in San Francisco geborene, rührige Magnum-Fotograf, der immer wieder für National Geographic fotografiert und u.a. das sehr interessante Online-Magazin Burn verantwortet, hat ein faszinierendes (ja, soll man sagen?) Buch gemacht. Dessen Präsentationsform sprengt alle Konventionen, die wir erwarten. Weiterlesen

Pentti Sammallahti. Hier weit entfernt.

 

Varanasi, Indien, 1999

Der finnische Fotograf Pentti Sammallahti könnte eigentlich als „Role Model“ für jeden unabhängigen Fotobuchmacher herhalten. Ganz am Ende dieses massigen Bandes mit dem etwas verqueren Titel „Hier weit entfernt“ gelangt man zu einer kommentierten Bibliographie, in der alle bisherigen Bücher Sammallathis aufgelistet sind: das reicht von dem auflagenstarken „Staden“, einem Porträt über die finnische Hauptstadt, das im Siebenton-Offsetdruck produziert wurde, bis zum „Japanese Portfolio“, bestehend aus einem Holzkasten mit 20 getönten SW-Silberdrucken in streng limitierter Auflage. Den bibliophilen Sammler befällt da schwere Atemnot! Weiterlesen

Fanpost 4:

Fanpost. Die neue Rubrik im Blog. In wenigen Sätzen seine Bewunderung für ein Fotobuch ausdrücken! Hier kommen Buchhändler und Fotografen, Bibliophile, Experten und Nichtexperten zu Wort, um sich als Fans eines aktuellen Fotobandes zu erkennen zu geben. Ein Buch, für das sie besonders schwärmen! Dieses Mal eine Empfehlung des Fotobuchspezialisten Hannes Wanderer, der von sich selbst sagt, Fotografie sei seine Leidenschaft. Das kann jeder nur bestätigen, der mit dem rührigen Verleger und Buchhändler mal zu tun gehabt hat. Hannes Wanderer gründete 2004 den Peperoni Verlag, in dem er seitdem ein anspruchsvolles Fotobuchprogramm publiziert. Darüberhinaus betreibt er in Berlin die Buchhandlung 25books, in der regelmäßig Ausstellungen und Buchpräsentationen stattfinden. Und schließlich  ist er für die gleichnamige Website www.25books.com verantwortlich, auf der er seine kurzweiligen Kaufempfehlungen ausspricht.

Hannes Wanderer über das Projekt 581C des schwedischen Fotografen Thobias Fäldt:

 “I hope something special will step into my life, another fine edition of you.” (Roxy Music / Editions Of You)

Das Team von B-B-B-Books experimentiert weiter auf sehr spannende Weise mit dem Fotobuchformat. Für Tobias Fäldts ›581c Vol 2 & 3‹ werden Techniken eingesetzt, die aus anderen Kunstformen bekannt sind, auf das Fotobuch aber bisher kaum angewendet wurden. Weiterlesen

Fanpost 3:

Fanpost. Die neue Rubrik im Blog. In wenigen Sätzen seine Bewunderung für ein Fotobuch ausdrücken! Hier kommen Buchhändler und Fotografen, Bibliophile, Experten und Nichtexperten zu Wort, um sich als Fans eines aktuellen Fotobandes zu erkennen zu geben. Ein Buch, für das sie besonders schwärmen! Dieses Mal eine Empfehlung von Sophia Greiff, derzeit Stipendiatin der Alfred Krupp von Bohlen und Hallbach Stiftung im Rahmen des Programms “Museumskuratoren für Fotografie”. Sophia Greiff ist Autorin zahlreicher Texte über Fotografie in Magazinen und Büchern. Derzeit bereitet sie eine Ausstellung des Kupferstichkabinetts Dresden über die Druckgraphik von WOLS vor. www.sophiagreiff.de

Sophia Greiff stellt das Buch “Drowned” von Seba Kurtis vor.

Steinige Küstenlandschaften und Sonnenschirm-gepflasterte Sandstrände, Palmen und Kakteen, Zäune und Begrenzungen. Dazwischen Aufnahmen von Hochzeiten und Feiern, von persönlichen Momenten unbekannter Menschen. Weiterlesen

Jitka Hanzlová.

2.8.12 Hinter bunter Wäsche, die an der Leine baumelt, öffnet sich ein verzaubertes Kindheitsparadies. Eines, in dem eine junge Frau mit einer Ziege tanzt, Jungen bäuchlings in den glänzenden Asphalt der Dorfstraße eintauchen, eine andere Frau unter einem Baum in hundertjährigen Schlaf fällt. Das Paradies, dem ein eigentümliches Schweben und eine Weltverlorenheit entströmen, lautet auf den exotischen Namen Rokytník. Und es braucht nur eine Sekunde, bis die geheimnisvolle, zuweilen auch elegische Atmosphäre den Betrachter verhext. Weiterlesen

Fanpost 2:

Fanpost. Die brandneue Rubrik im Blog. In wenigen Sätzen seine Bewunderung für ein Fotobuch ausdrücken!  Hier kommen Buchhändler und Fotografen, Bibliophile, Experten und Nichtexperten zu Wort, um sich als Fans einer Neuerscheinung zu erkennen zu geben. Eine, für die sie ganz besonders schwärmen! Heute eine Empfehlung des in Wien lebenden Fotografen Helfried Valenta. Dieser hat mit “Prater” selbst gerade eine wunderbare Arbeit im Metroverlag veröffentlicht. Die Serie versammelt äußerst bizarre Ansichten des berühmten Wiener Vergnügungsparks bei Nacht. Siehe dazu: coppernights.blogspot.com. Valenta stellt die Arbeit des Argentiniers Marcos López vor.

Marcos López

Marcos López, „Debut and Farewell, 1978-2009“

Nach „Pop Latino“ veröffentlichte der Argentinier Marcos López 2010 sein zweites Buch „Debut and Farewell, 1978-2009“. In dieser von Kennern heiß ersehnten Zusammenfassung sind auch seine bisher unbekannten, mittlerweile in Sammlerkreisen sehr begehrten Schwarzweiß-Portraits aus den 80er Jahren zu sehen. Weiterlesen

Fanpost 1:

Fanpost. Die brandneue Rubrik im Blog. In wenigen Sätzen seine Bewunderung für ein Fotobuch ausdrücken!  Hier kommen Buchhändler und Fotografen, Bibliophile, Experten und Nichtexperten zu Wort, um sich als Fans einer Neuerscheinung zu erkennen zu geben. Eine, für die sie ganz besonders schwärmen! Den Auftakt macht die Spezialistin Lia Wolf, die seit Jahren in einem der schönsten Innenhöfe mitten in Wien eine sehr gut sortierte Buchhandlung (Fotografie, Graphik-Design, Raritäten u.a.) betreibt. Alle weiteren Infos unter: www.wolf.at

Ylva Sundgren

Ylva Sundgren: Inga kann älska som vi.

10,30 cm breit, 13 cm hoch – ein kleines weißes, leinengebundenes bibliophiles Büchlein mit einem quadratischen glänzenden Farbphoto auf dem Cover. Eine Frau, gekleidet in einen weißen Bademantel, die dunklen Haare im Nacken zusammengebunden, breitet eine Decke in großer Geste über einem Bett aus. Davor ein Gazevorhang mit zwei bunten Schmetterlingen – ein scheinbar belangloses Bild. Weiterlesen

Torben Höke.
Rented Rooms.

Torben Höke: Rented Rooms

12.6.12 Reisen ist eine Bewegung, die zum Denken führt. Das stammt von dem Schriftsteller Cees Nooteboom, der u.a. für eine Reihe großartiger literarischer Reiseberichte verantwortlich ist. Er ist jemand, der das Reisen als großangelegte Meditation, als eine Suche nach der Stille in der Bewegung begreift: „Vielleicht ist es so, dass der wahre Reisende sich stets im Auge des Sturms befindet. Der Sturm ist die Welt, das Auge ist das, womit er die Welt betrachtet.” Weiterlesen

Aryan Mirfendereski.
I Love Shanghai


Aryan Mirfendereski. I Love Shanghai

23.5.12 Natürlich sprechen einige gewichtige Gründe für Fotobuch-Apps, allerdings überzeugen mich die Inhalte und Form in den allermeisten Fällen nicht. Zwar können vergriffene und hochgehandelte Bücher in dieser Weise wieder verfügbar gemacht werden. Auch gut, dass sich gerade für Debütanten eine kostengünstige Alternative zu der zumeist selbstfinanzierten Druckvariante bietet. Während das Lesegerät bei Texten fest in meinem Alltag verankert ist, goutiere ich Fotobücher lieber in der herkömmlichen Form. Eigentlich will ich das digitale Fotobuch interessant finden, erkenne auch das innewohnende Potential dieses noch jungen Mediums, aber es lässt mich kalt. Vielleicht hab ich nur noch nicht die Bekanntschaft mit der richtigen App gemacht. Als ich dann aber „I Love Shanghai“ von Aryan Mirfendereski aus der MagBook-Reihe von Andreas Magdanz, betrachte, pulverisiert sich jegliche Gleichgültigkeit. Es ist so: Das Buch bläst mich beim Betrachten einfach weg. Weiterlesen

Bieke Depoorter
Ou Menya

Bieke Depoorter. Ou Menya

1.5.12 Jemand, der Ihre Sprache nicht beherrscht, hält Ihnen folgenden Zettel unter die Nase: „Ich suche einen Schlafplatz für die heutige Nacht. Kennen Sie jemanden, der vielleicht ein freies Bett oder Sofa hat? Ich stelle keine großen Ansprüche und meinen Schlafsack habe ich dabei. Ich möchte nicht in einem Hotel übernachten, weil ich wenig Geld habe und weil ich sehen möchte, wie Menschen hier leben. Darf ich bei Ihnen schlafen? Vielen Dank für Ihre Hilfe!“ Und wie reagieren Sie? Weiterlesen

Kim Thue
Dead Traffic

14.4.12 Kim Thues fotografische Serie ist in Sierra Leone entstanden – jener westafrikanischen Republik, die einen jahrelangen brutalen Bürgerkrieg erlebte, von dem sie sich bis heute nicht wirklich erholt hat, in der jedes 3. Kind vor seinem fünften Geburtstag stirbt, in der die Lebenserwartung bei Mitte 40 liegt, in der die Rate HIV-Infizierter stetig wächst und 70% der Bevölkerung mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen. Wenn also ein Buch eine fotografische Arbeit aus einem der ärmsten Länder der Welt präsentiert, springt unmittelbar das eigene Kopfkino an, wird die eigene Elendsvorstellung mit den gelieferten fotojournalistischen Bildern abgeglichen, die in der Regel genau diese Annahmen spiegeln. Nicht so hier! Weiterlesen

The Sound of Street (Photography).
Ein neues Buch von Andreas Herzau.

Andreas Herzau: Moscow Moskau Mockba Street

14.4.12 Das kennt man mittlerweile, erhebt ja beinahe schon den Anspruch auf ein eigenes Genre: jene Kurzclips auf You Tube, die ein neues Fotobuch ankündigen. Da gibt es sehr gelungene Beispiele, in denen das eine Medium in ein anderes überführt wird. Stanley Greenes Video zu seinem „Black Passport“ fällt mir sofort ein oder die bizarre Präsentation von Arthur Pollock. Auch Andreas Herzau hat jetzt einen 60-Sek.-Trailer für sein aktuelles Buch gefertigt. Weiterlesen